About / Texte / Bernhard Kerber

Die Erfindung der Chronofotografie – sie ist schon ein Jahrhundert alt – hat der Malerei einen neuen Paragone aufgezwungen: die Simultanität der Malerei musste sich mit der Sukzessivität des Films auseinandersetzen.

Bettina Raves Bilder lösen diese Konkurrenz von Synchronie und Diachronie auf eine neue Weise und heben den Moment in die Dauer. Bettina Raves medientheoretische Fragestellung geht vom Film aus.

In ihre Cheimon-Arbeiten collagiert sie Abläufe aus einem Videofilm: Aufnahmen eines nächtlichen Gewitters auf Naxos.

Übernommen werden jeweils vierzehn Fotos vom ersten Aufscheinen bis zum Verlöschen der Blitze. Reale Dauer etwas über eine halbe Sekunde. Die Folgen besetzen die Vertikalachse des Bildes oft so, dass der Höhepunkt das Zentrum einnimmt.

Die Proportionen des Fotos entsprechen den Maßen des Gemäldes. Die absoluten Maße der Abfolgen definieren die absolute Höhe der Bildtafel. Rahmenstreifen betonen die Endlichkeit des Bildes gegenüber der Unendlichkeit der Natur. Die horizontale Fotoerstreckung definiert die Breite der Vertikalstreifen, reziprok bestimmt das vertikale Fotomaß die Höhe der Horizontalstreifen.

Die Gemälde sind also logisch durchkonstruiert. Sie werden durch einen schmalen Randstreifen gegen die Wand abgesetzt. So ist das quantum continuum der Landschaft in das quantum discretum des Bildes gefasst.

Die Malfarben verdichten die elektrischen Blitzfarben zu tiefem Blauschwarz und Blauviolett. Aus vielen Lagen halbtransparenter Acrylfarben wird ein schwingender Farbraum aufgebaut. Die Farbmalerei ist Konzentrat der Naturenergie.

Blitze sind Licht par excellence. Im nächtlichen Dunkel sind sie Bedingung des Sehens. Sehen wiederum ist das eigentliche Thema der Malerei.

Im wörtlichen Sinne also verewigt Bettina Raves Malerei den „Augen“-„Blick“. Blitze sind energetische Kulmination des Kosmos. Wohl deswegen ordnet das archetypische Denken sie dem Göttervater Zeus zu. Der Mythos amalgamiert also den reflexiven und den expressiven Problemgehalt.

Schließlich beinhaltet Bettina Raves Malerei ein romantisches Moment. Inmitten des Endlichen will sie das Gemüt eins werden lassen mit dem Unendlichen. Im Paradox verdeutlicht sie die Unangemessenheit der Gestalt gegenüber dem All als die Problematik des Sublimen, als das Hinaussein der Erscheinung über den Begriff.

Die Erfindung der Chronofotografie – sie ist schon ein Jahrhundert alt – hat der Malerei einen neuen Paragone aufgezwungen: die Simultanität der Malerei musste sich mit der Sukzessivität des Films auseinandersetzen.

Bettina Raves Bilder lösen diese Konkurrenz von Synchronie und Diachronie auf eine neue Weise und heben den Moment in die Dauer. Bettina Raves medientheoretische Fragestellung geht vom Film aus.

In ihre Cheimon-Arbeiten collagiert sie Abläufe aus einem Videofilm: Aufnahmen eines nächtlichen Gewitters auf Naxos.

Übernommen werden jeweils vierzehn Fotos vom ersten Aufscheinen bis zum Verlöschen der Blitze. Reale Dauer etwas über eine halbe Sekunde. Die Folgen besetzen die Vertikalachse des Bildes oft so, dass der Höhepunkt das Zentrum einnimmt.

Die Proportionen des Fotos entsprechen den Maßen des Gemäldes. Die absoluten Maße der Abfolgen definieren die absolute Höhe der Bildtafel. Rahmenstreifen betonen die Endlichkeit des Bildes gegenüber der Unendlichkeit der Natur. Die horizontale Fotoerstreckung definiert die Breite der Vertikalstreifen, reziprok bestimmt das vertikale Fotomaß die Höhe der Horizontalstreifen.

Die Gemälde sind also logisch durchkonstruiert. Sie werden durch einen schmalen Randstreifen gegen die Wand abgesetzt. So ist das quantum continuum der Landschaft in das quantum discretum des Bildes gefasst.

Die Malfarben verdichten die elektrischen Blitzfarben zu tiefem Blauschwarz und Blauviolett. Aus vielen Lagen halbtransparenter Acrylfarben wird ein schwingender Farbraum aufgebaut. Die Farbmalerei ist Konzentrat der Naturenergie.

Blitze sind Licht par excellence. Im nächtlichen Dunkel sind sie Bedingung des Sehens. Sehen wiederum ist das eigentliche Thema der Malerei.

Im wörtlichen Sinne also verewigt Bettina Raves Malerei den „Augen“-„Blick“. Blitze sind energetische Kulmination des Kosmos. Wohl deswegen ordnet das archetypische Denken sie dem Göttervater Zeus zu. Der Mythos amalgamiert also den reflexiven und den expressiven Problemgehalt.

Schließlich beinhaltet Bettina Raves Malerei ein romantisches Moment. Inmitten des Endlichen will sie das Gemüt eins werden lassen mit dem Unendlichen. Im Paradox verdeutlicht sie die Unangemessenheit der Gestalt gegenüber dem All als die Problematik des Sublimen, als das Hinaussein der Erscheinung über den Begriff.