Der nackte Körper der Frau, in der kollektiven Wahrnehmung als Werbeträger instrumentalisiert, entzaubert und allgegenwärtig, Objekt der Kunst wie des männlichen Blicks: In diesem provozierenden wie diskreten Video erhält er sein Geheimnis zurück und behauptet es gegen alle Kolonisierungsversuche.
Die Folgearbeit „flow“ (1998) setzt diese Rückeroberung fort. Zunächst sieht man Reflexe von Wasser und Licht, die sich bald in Fragmenten eines Körpers zu spiegeln beginnen. Anfangs hat der Film die Anmutung von Ultraschallaufnahmen, die einen Embryo im Fruchtwasser beobachten. Doch es ist ein ausgewachsener Frauenkörper, den eine alte Super-8-Unterwasserkamera hier beim Schwimmen aufgenommen hat.
Lichtreflexe, Bewegungen und Kratzspuren auf dem Filmmaterial verschmelzen zu einem ganz eigenem digitalen Impressionismus, der am Ende (auch für Betrachter des Videos fast spürbar) die körperliche Erfahrung beim Schwimmen in einem von der Sommersonne erwärmten See abbildet und transportiert.
Wie der Körper mit dem Wasser und dem Naturerlebnis zu verschmelzen scheint, verschmelzen auch die Mittel, mit denen das Erlebnis sichtbar gemacht, also abgebildet wird. Damit legt diese Arbeit Zeugnis darüber ab, wie stark dieser physische Effekt beim Betrachten dieses Videos sich einer genauen Beobachtung und Reflexion der eingesetzten künstlerischen Mittel verdankt.
In ihrem Video „En plein air“ hat Bettina Rave einem der Entdecker der Dialektik von Bildgegenstand und Material, dem Analytiker des Lichts und Meister der visuellen Effekte Claude Monet ihre Referenz erwiesen (und sich augenzwinkernd in die Reihe seiner Nachfahren gestellt). Bevor man überhaupt ein Bild sieht, sind in ihrem Video Stimmen zu hören. Dann erscheint der Titel „en plein air“, was ins Deutsche übersetzt „im Freien“ heißt.
Doch der Ton stammt aus den geschlossenen Räumen der Stuttgarter Staatsgalerie, die im Jahr 2006 die große Monet-Ausstellung „Effets de Soleil – Felder im Frühling“ gezeigt hat.
Rund um das von der Staatsgalerie hundert Jahre zuvor erworbene Monet-Bild „Felder im Frühling“ widmete sich die Schau anhand von Monets Freilichtmalerei der Erforschung seiner Maltechnik, der Art und Weise, wie ein luzides Zusammenspiel von Farb- und Raumkompositionen dem Betrachtern dieser Bilder ein damals als rauschhaft empfundenes Naturerlebnis ermöglichte, das in Wahrheit nichts als ein rauschhaftes Kunsterlebnis war.
In Bettina Raves Monet-Video werden die Stimmen und Tonatmosphären aus den Stuttgarter Ausstellungsräumen mit grün-gelb-flimmernden Bildern konfrontiert, digital verfremdete Filmaufnahmen von Bäumen und Himmel, die sich im Wasser zu spiegeln scheinen. Die Methode Monets, dessen Bilder sich aus Farben und Formen erst im Blick des Betrachters zusammenzusetzen scheinen, ist hier mit digitalen Mitteln und auf höchst suggestive Weise reproduziert.
Und wenn man auf der Tonspur zu den abwesenden „wirklichen“ Monetbildern die Besucher der Stuttgarter Monet-Ausstellung murmeln und räsonieren hört, ist Bettina Raves Farbkonzert auf eine Weise auch noch das Rauschen des Kunstmarkts und der Monet-Rezeptionsgeschichte hinzugefügt, die das Revolutionäre seiner Bilderfindungen längst verschlungen haben und den Künstler selbst zur Postkarten- und Marktikone werden ließen.
Auch die Trauer darüber wird im Zeit-Raum, den diese Arbeit aufreißt, deutlich spürbar. So sind Bilder und Videos von Bettina Rave immer auch Kommentare zum Zustand der Kunst an sich.
Der nackte Körper der Frau, in der kollektiven Wahrnehmung als Werbeträger instrumentalisiert, entzaubert und allgegenwärtig, Objekt der Kunst wie des männlichen Blicks: In diesem provozierenden wie diskreten Video erhält er sein Geheimnis zurück und behauptet es gegen alle Kolonisierungsversuche.
Die Folgearbeit „flow“ (1998) setzt diese Rückeroberung fort. Zunächst sieht man Reflexe von Wasser und Licht, die sich bald in Fragmenten eines Körpers zu spiegeln beginnen. Anfangs hat der Film die Anmutung von Ultraschallaufnahmen, die einen Embryo im Fruchtwasser beobachten. Doch es ist ein ausgewachsener Frauenkörper, den eine alte Super-8-Unterwasserkamera hier beim Schwimmen aufgenommen hat.
Lichtreflexe, Bewegungen und Kratzspuren auf dem Filmmaterial verschmelzen zu einem ganz eigenem digitalen Impressionismus, der am Ende (auch für Betrachter des Videos fast spürbar) die körperliche Erfahrung beim Schwimmen in einem von der Sommersonne erwärmten See abbildet und transportiert.
Wie der Körper mit dem Wasser und dem Naturerlebnis zu verschmelzen scheint, verschmelzen auch die Mittel, mit denen das Erlebnis sichtbar gemacht, also abgebildet wird. Damit legt diese Arbeit Zeugnis darüber ab, wie stark dieser physische Effekt beim Betrachten dieses Videos sich einer genauen Beobachtung und Reflexion der eingesetzten künstlerischen Mittel verdankt.
In ihrem Video „En plein air“ hat Bettina Rave einem der Entdecker der Dialektik von Bildgegenstand und Material, dem Analytiker des Lichts und Meister der visuellen Effekte Claude Monet ihre Referenz erwiesen (und sich augenzwinkernd in die Reihe seiner Nachfahren gestellt). Bevor man überhaupt ein Bild sieht, sind in ihrem Video Stimmen zu hören. Dann erscheint der Titel „en plein air“, was ins Deutsche übersetzt „im Freien“ heißt.
Doch der Ton stammt aus den geschlossenen Räumen der Stuttgarter Staatsgalerie, die im Jahr 2006 die große Monet-Ausstellung „Effets de Soleil – Felder im Frühling“ gezeigt hat.
Rund um das von der Staatsgalerie hundert Jahre zuvor erworbene Monet-Bild „Felder im Frühling“ widmete sich die Schau anhand von Monets Freilichtmalerei der Erforschung seiner Maltechnik, der Art und Weise, wie ein luzides Zusammenspiel von Farb- und Raumkompositionen dem Betrachtern dieser Bilder ein damals als rauschhaft empfundenes Naturerlebnis ermöglichte, das in Wahrheit nichts als ein rauschhaftes Kunsterlebnis war.
In Bettina Raves Monet-Video werden die Stimmen und Tonatmosphären aus den Stuttgarter Ausstellungsräumen mit grün-gelb-flimmernden Bildern konfrontiert, digital verfremdete Filmaufnahmen von Bäumen und Himmel, die sich im Wasser zu spiegeln scheinen. Die Methode Monets, dessen Bilder sich aus Farben und Formen erst im Blick des Betrachters zusammenzusetzen scheinen, ist hier mit digitalen Mitteln und auf höchst suggestive Weise reproduziert.
Und wenn man auf der Tonspur zu den abwesenden „wirklichen“ Monetbildern die Besucher der Stuttgarter Monet-Ausstellung murmeln und räsonieren hört, ist Bettina Raves Farbkonzert auf eine Weise auch noch das Rauschen des Kunstmarkts und der Monet-Rezeptionsgeschichte hinzugefügt, die das Revolutionäre seiner Bilderfindungen längst verschlungen haben und den Künstler selbst zur Postkarten- und Marktikone werden ließen.
Auch die Trauer darüber wird im Zeit-Raum, den diese Arbeit aufreißt, deutlich spürbar. So sind Bilder und Videos von Bettina Rave immer auch Kommentare zum Zustand der Kunst an sich.