Es bleibt dunkel. Dabei schaut man in Erwartung eines Videos einen funktionstüchtigen Bildschirm an. Der Titel des Videos war bereits zu sehen. Wo bleibt nun das Bild?
Da erhellt ein zuckender Blitz kurz den Monitor. Und wird wieder schwarz, bevor man sich über das Gesehene orientieren kann. War da überhaupt was? Es blitzt wieder. Diesmal sieht es aus, als wäre die Bildröhre kaputt oder ein Kurzschluss eingetreten und das Bild ersaufe im technischen Defekt.
Nur: Das Gerät, auf dem die DVD mit dem Film läuft, hat gar keine Röhre, weil es sich um den Bildschirm eines Computers handelt. Der Effekt ist Teil des Videos, das die Wirkung eines technischen Defekts des Mediums mit dem Naturereignis „Gewitter“ kurzschließt, in dem ein Blitz eine nächtliche Landschaft kurz erleuchtet und so überhaupt erst sichtbar macht.
Damit wäre bereits das Verfahren kurz umrissen, mit dem Bettina Rave in ihrem frühen Video „Cheimon“ („Unwetter“, 1991) ihre Reflexion über die Bedingungen des Sehens eröffnet, die gleichzeitig als eine Reflexion über die Bedingungen der Kunst gelesen werden kann.
Was sehen wir? Wie sehen wir? Wie bilden wir ab? Was sehen wir, wenn wir ein Bild betrachten? Was ist das überhaupt, ein Bild? Ein Thema, das die Arbeit dieser Künstlerin bis heute wie ein Leitfaden durchzieht, am deutlichsten aber vielleicht in ihren Videoarbeiten ausformuliert worden ist.
In „Cheimon“ ist auch das (Film-)Material ein wesentliches Thema, auf dem die Bilder dann zunehmend länger belichtet und damit auch deutlicher erkennbar werden – darunter schockhafte nächtliche Impressionen griechischer Inseln in der Ägäis, deren weiße Häuser aus Lehm kurz im Licht des Blitzes aufleuchten.
Kratzer und Dropouts, die auf dem dunklen Bildausschnitt die Wirkung flüchtiger Sternschnuppen entwickeln, aber eigentlich nur Materialfehler sind und die Dunkelheit als eine Art Bildstörung markieren. Ständig bleiben die Bilder des Films und ihre Abwesenheit in der Finsternis im Wechsel, im Fluss und durch den demonstrativen Verweis auf ihr Gemacht-Sein in Frage gestellt.
Gleichzeitig assoziiert das dargestellte archaische Naturerlebnis nichts weniger als die Schöpfung selbst: Es werde Licht. So werden die Bedingungen des Sehens nicht allein an die Bedingungen der Kunst, sondern ganz unwillkürlich auch an die Bedingungen des Seins geknüpft.
Die Irritation und das Spiel mit den Ebenen Natur und Technik, Bild und Material, sind auch im Video „Bruit Blanc“ (1992) Programm. Es könnte Gräser zeigen, die sich im Wind wiegen. Aber ganz sicher ist das nicht. Denn das bewegte (Film-)Bild, das den Blick auf das dargestellte Phänomen überhaupt eröffnet (und damit möglich macht), beschränkt ihn zugleich.
Es ist ein gestörtes Bild, unscharf, wie auf einem alten, längst historisch gewordenen Schwarzweiß-Fernseher. Hat man es also einfach mit dem Flimmern eines defekten Bildschirms zu tun? Ist die Anmutung eines wogenden Gräser- oder Schilffeldes am Ende einzig der eigenen Sehgewohnheit geschuldet, die sofort etwas Gegenständliches, Wirkliches assoziieren möchte, um das rein Technische zu sublimieren, welches die Wahrnehmung im vorliegenden Fall jedoch bedingt?
Auf Fragen wie diese stoßen Bettina Raves Arbeiten ihre Betrachter immer wieder, und zwar nicht allein in den Videoarbeiten.
Es bleibt dunkel. Dabei schaut man in Erwartung eines Videos einen funktionstüchtigen Bildschirm an. Der Titel des Videos war bereits zu sehen. Wo bleibt nun das Bild?
Da erhellt ein zuckender Blitz kurz den Monitor. Und wird wieder schwarz, bevor man sich über das Gesehene orientieren kann. War da überhaupt was? Es blitzt wieder. Diesmal sieht es aus, als wäre die Bildröhre kaputt oder ein Kurzschluss eingetreten und das Bild ersaufe im technischen Defekt.
Nur: Das Gerät, auf dem die DVD mit dem Film läuft, hat gar keine Röhre, weil es sich um den Bildschirm eines Computers handelt. Der Effekt ist Teil des Videos, das die Wirkung eines technischen Defekts des Mediums mit dem Naturereignis „Gewitter“ kurzschließt, in dem ein Blitz eine nächtliche Landschaft kurz erleuchtet und so überhaupt erst sichtbar macht.
Damit wäre bereits das Verfahren kurz umrissen, mit dem Bettina Rave in ihrem frühen Video „Cheimon“ („Unwetter“, 1991) ihre Reflexion über die Bedingungen des Sehens eröffnet, die gleichzeitig als eine Reflexion über die Bedingungen der Kunst gelesen werden kann.
Was sehen wir? Wie sehen wir? Wie bilden wir ab? Was sehen wir, wenn wir ein Bild betrachten? Was ist das überhaupt, ein Bild? Ein Thema, das die Arbeit dieser Künstlerin bis heute wie ein Leitfaden durchzieht, am deutlichsten aber vielleicht in ihren Videoarbeiten ausformuliert worden ist.
In „Cheimon“ ist auch das (Film-)Material ein wesentliches Thema, auf dem die Bilder dann zunehmend länger belichtet und damit auch deutlicher erkennbar werden – darunter schockhafte nächtliche Impressionen griechischer Inseln in der Ägäis, deren weiße Häuser aus Lehm kurz im Licht des Blitzes aufleuchten.
Kratzer und Dropouts, die auf dem dunklen Bildausschnitt die Wirkung flüchtiger Sternschnuppen entwickeln, aber eigentlich nur Materialfehler sind und die Dunkelheit als eine Art Bildstörung markieren. Ständig bleiben die Bilder des Films und ihre Abwesenheit in der Finsternis im Wechsel, im Fluss und durch den demonstrativen Verweis auf ihr Gemacht-Sein in Frage gestellt.
Gleichzeitig assoziiert das dargestellte archaische Naturerlebnis nichts weniger als die Schöpfung selbst: Es werde Licht. So werden die Bedingungen des Sehens nicht allein an die Bedingungen der Kunst, sondern ganz unwillkürlich auch an die Bedingungen des Seins geknüpft.
Die Irritation und das Spiel mit den Ebenen Natur und Technik, Bild und Material, sind auch im Video „Bruit Blanc“ (1992) Programm. Es könnte Gräser zeigen, die sich im Wind wiegen. Aber ganz sicher ist das nicht. Denn das bewegte (Film-)Bild, das den Blick auf das dargestellte Phänomen überhaupt eröffnet (und damit möglich macht), beschränkt ihn zugleich.
Es ist ein gestörtes Bild, unscharf, wie auf einem alten, längst historisch gewordenen Schwarzweiß-Fernseher. Hat man es also einfach mit dem Flimmern eines defekten Bildschirms zu tun? Ist die Anmutung eines wogenden Gräser- oder Schilffeldes am Ende einzig der eigenen Sehgewohnheit geschuldet, die sofort etwas Gegenständliches, Wirkliches assoziieren möchte, um das rein Technische zu sublimieren, welches die Wahrnehmung im vorliegenden Fall jedoch bedingt?
Auf Fragen wie diese stoßen Bettina Raves Arbeiten ihre Betrachter immer wieder, und zwar nicht allein in den Videoarbeiten.