Mittelalterliche Altartafeln erzählen mit mehreren Bildteilen die Geschichte eines Lebens. So können wir in einer Art Zeitraffer Standbilder aus dem Leben Christi oder Mariens sehen und das Gesamtbild aus den Zeit-Bildern als Ganzes wie in einem Film zusammensetzen.
Seit der Zeit der Verselbständigung des Tafelbildes in der Renaissance findet die komprimierte Einzelszene das Hauptinteresse der Auftraggeber und erst recht der Künstler.
Auch wenn wir feststellen können, wie raffiniert innerhalb einer scheinbar homogenen Szene das Vorher und Nachher mit eingearbeitet, bzw. angedeutet werden kann, so wird doch die dargestellte Zeitdauer einer bildwürdigen Darstellung immer mehr verkürzt – bis bei William Turner um 1850 oder wenig später bei den französischen Impressionisten die Vergänglichkeit dieser kurzen Augenblicke selbst Hauptthema der Bilder wird.
Die Futuristen um Marinetti um 1910 oder kurze Zeit später Marcel Duchamp versuchen im statischen Bild die Bewegung, die Schnelligkeit, festzuhalten – wie die Synästheten die Zusammenhänge von Bildkunst und Musik, bis endlich die Filmkunst den Zeitablauf und dessen Veränderungen darstellen kann.
Dynamische Bewegung des Lebens auf statischen Tafelbildern festzuhalten – immer wieder haben Künstler für diesen scheinbar unaufhebbaren Gegensatz neue, visuelle Lösungen gesucht und gefunden.
Bettina Rave hat dafür unterschiedliche Bildformen entwickelt. 1991 bezog sie in den Bildserien „Cheimon“ und „… alles verschwindet“ statische Videobilder als einen mittleren oder zweifachen äußeren, vertikalen Bildstreifen ein.
Hier wurden die unterschiedlichen, eingefrorenen Zeitbilder wieder optisch in einen scheinbar kontinuierlichen Zeitfluss versetzt, der für den Bildbetrachter vielfältig lesbar und mit offenem Ende bzw. Anfang versehen ist. Die Monochromie der Bildfläche kontrastiert dabei mit den realen Zeit-Ausschnitten der Vertikalachse der Standbilder.
Die Bilder Bettina Raves aus der Mitte der 90er Jahre sind homogener in ihrer Bildstruktur und zugleich komplexer in der Darstellung des Zeitflusses. Die Titel dieser „Shaped Canvas-Serie“ von 1994/95 weisen jeweils auf Zeit-Zustände hin: „eben“, „gleich“, „jetzt“, „dann“.
Die Bildformate lassen assoziativ in den Bildquadraten eine dem traditionellen TV-Format angenäherte Öffnung und in den Querrechtecken dem aktuellen Film-Breitwandformat ähnliche Formate erkennen.
Die wie bei einem nicht fokussierten Foto unscharf erscheinenden, sich in rascher Bewegung befindlichen Lichtpunkte, Formen, Wolken sind in der Räumlichkeit ihrer Helligkeitsstufen lichter Blautöne zu differenzieren. Sie können als Darstellungen sowohl der realen Natur als auch der Reproduktionswelt der Technik entstammen.
So changieren diese Abbilder von Bewegungsvorgängen für unser Auge zwischen den Ebenen der Beobachtung selbst und der Darstellung bzw. der technischen Wiedergabe als Videobild oder Druckbild – Bettina Rave findet eine stille, fast meditative Form für ihre Darstellung einer Grundproblematik bildender Kunst: ist sie noch „wie die Natur“ (Paul Klee), d.h. als Erfindung parallel zur Natur, oder ist sie nicht vielmehr parallel zu ihrer technischen Reproduzierbarkeit zu sehen?
Mittelalterliche Altartafeln erzählen mit mehreren Bildteilen die Geschichte eines Lebens. So können wir in einer Art Zeitraffer Standbilder aus dem Leben Christi oder Mariens sehen und das Gesamtbild aus den Zeit-Bildern als Ganzes wie in einem Film zusammensetzen.
Seit der Zeit der Verselbständigung des Tafelbildes in der Renaissance findet die komprimierte Einzelszene das Hauptinteresse der Auftraggeber und erst recht der Künstler.
Auch wenn wir feststellen können, wie raffiniert innerhalb einer scheinbar homogenen Szene das Vorher und Nachher mit eingearbeitet, bzw. angedeutet werden kann, so wird doch die dargestellte Zeitdauer einer bildwürdigen Darstellung immer mehr verkürzt – bis bei William Turner um 1850 oder wenig später bei den französischen Impressionisten die Vergänglichkeit dieser kurzen Augenblicke selbst Hauptthema der Bilder wird.
Die Futuristen um Marinetti um 1910 oder kurze Zeit später Marcel Duchamp versuchen im statischen Bild die Bewegung, die Schnelligkeit, festzuhalten – wie die Synästheten die Zusammenhänge von Bildkunst und Musik, bis endlich die Filmkunst den Zeitablauf und dessen Veränderungen darstellen kann.
Dynamische Bewegung des Lebens auf statischen Tafelbildern festzuhalten – immer wieder haben Künstler für diesen scheinbar unaufhebbaren Gegensatz neue, visuelle Lösungen gesucht und gefunden.
Bettina Rave hat dafür unterschiedliche Bildformen entwickelt. 1991 bezog sie in den Bildserien „Cheimon“ und „… alles verschwindet“ statische Videobilder als einen mittleren oder zweifachen äußeren, vertikalen Bildstreifen ein.
Hier wurden die unterschiedlichen, eingefrorenen Zeitbilder wieder optisch in einen scheinbar kontinuierlichen Zeitfluss versetzt, der für den Bildbetrachter vielfältig lesbar und mit offenem Ende bzw. Anfang versehen ist. Die Monochromie der Bildfläche kontrastiert dabei mit den realen Zeit-Ausschnitten der Vertikalachse der Standbilder.
Die Bilder Bettina Raves aus der Mitte der 90er Jahre sind homogener in ihrer Bildstruktur und zugleich komplexer in der Darstellung des Zeitflusses. Die Titel dieser „Shaped Canvas-Serie“ von 1994/95 weisen jeweils auf Zeit-Zustände hin: „eben“, „gleich“, „jetzt“, „dann“.
Die Bildformate lassen assoziativ in den Bildquadraten eine dem traditionellen TV-Format angenäherte Öffnung und in den Querrechtecken dem aktuellen Film-Breitwandformat ähnliche Formate erkennen.
Die wie bei einem nicht fokussierten Foto unscharf erscheinenden, sich in rascher Bewegung befindlichen Lichtpunkte, Formen, Wolken sind in der Räumlichkeit ihrer Helligkeitsstufen lichter Blautöne zu differenzieren. Sie können als Darstellungen sowohl der realen Natur als auch der Reproduktionswelt der Technik entstammen.
So changieren diese Abbilder von Bewegungsvorgängen für unser Auge zwischen den Ebenen der Beobachtung selbst und der Darstellung bzw. der technischen Wiedergabe als Videobild oder Druckbild – Bettina Rave findet eine stille, fast meditative Form für ihre Darstellung einer Grundproblematik bildender Kunst: ist sie noch „wie die Natur“ (Paul Klee), d.h. als Erfindung parallel zur Natur, oder ist sie nicht vielmehr parallel zu ihrer technischen Reproduzierbarkeit zu sehen?