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Zeit in Bildern

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„Suchlauf“ (1997-2005) vermittelt im Titel die Welt der Pixel-Elektronik, die Welt der Bilder hinter den elektronischen Farbfeldern, Linien und Zeichen. Wir suchen vergebens die Realität der Gegenstände, der Erzählungen, der abgebildeten Emotionen. Bettina Rave hat bei diesen Bildern versucht, das Phänomen der drop outs im Video in Malerei zu übersetzen. Die ausgesparten Streifen im Bild bieten hier einen Durchblick auf tiefere Malschichten.

“Suchlauf” ist eine Abfolge von Bildern zu verschiedenen Stadien des malerischen Bildaufbaus. Bei Suchlauf (I) sieht man in den Streifen die blanke Leinwand. Bei Suchlauf (VII) schließlich guckt man auf die Wand, an der das Bild hängt, durch, das Bild setzt sich aus sechs einzelnen Bildkörpern zusammen.

Die gerade bei den Himmelsmotiven relativ illusionistische Malerei wird dadurch “desillusioniert”, klar als ein Medium verdeutlicht. Doch ist dafür „dort“ – ein anderer Bildtitel – eine für sich stehende, auf sich als Bildoberfläche verweisende Realität der Farbwelten, in zwei kontrastierende Bildhälften geteilt.

Unterschiedliche haptische Qualitäten, Verdichtungen und Oberflächenspannungen lassen in „dort“ das Bild als Objekt sichtbar werden, nicht ein vorgetäuschtes „Fenster in die Welt“, sondern ein künstlich gestaltetes Kunstwerk.

Die Verbindung zu den elektronischen, verschliffenen, unscharfen Bildern eines durchsausenden Videobildes sind im „Suchlauf“ offensichtlich – wie in „en plein air (II)“ von 2007 die Umsetzung der Grundidee der Impressionisten, die Erscheinung der Welt im Licht, also die Oberfläche der Dinge als Bildthema zu wählen.

Bettina Rave geht da auch wieder einen Schritt weiter: sie gestaltet ihre Bilder als Teile eines Ganzen.

Es wachsen 21 unterschiedlich kleine Bilder mit ähnlichem Motiv zu einem Ganzen der Wand, die wir aber nur in diesen 21 Ausschnitten sehen können: der Bilder-Fluß ist nach oben und unten, nach rechts und links erweitert und erweiterbar – ja „Into the red“ (auch 2007) wächst sogar um die Raumecke auf angrenzende Wände.

Die so zurückhaltend auftretenden Bilder von Bettina Rave sind nicht graue Theorie oder Worte, sondern sie hat den intellektuellen Diskurs in sinnlich visuelle Bilder umgesetzt. Sie hat damit eine der möglichen Formen für Tafelbilder des elektronischen Zeitalters geschaffen.

Ihr Werk bildet eine anregende Verbindung zwischen der überflutenden Medienwelt und der statischen Bildwelt. Es nimmt zwischen Medien und Malerei eine eigene Position ein. Ihre Bilder sind Ausschnitte einer neu gesehenen Realität, einer selbst geschaffenen Bildwelt: kraftvoll, wirksam und sensibel.

Zeit in Bildern

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„Suchlauf“ (1997-2005) vermittelt im Titel die Welt der Pixel-Elektronik, die Welt der Bilder hinter den elektronischen Farbfeldern, Linien und Zeichen. Wir suchen vergebens die Realität der Gegenstände, der Erzählungen, der abgebildeten Emotionen. Bettina Rave hat bei diesen Bildern versucht, das Phänomen der drop outs im Video in Malerei zu übersetzen. Die ausgesparten Streifen im Bild bieten hier einen Durchblick auf tiefere Malschichten.

“Suchlauf” ist eine Abfolge von Bildern zu verschiedenen Stadien des malerischen Bildaufbaus. Bei Suchlauf (I) sieht man in den Streifen die blanke Leinwand. Bei Suchlauf (VII) schließlich guckt man auf die Wand, an der das Bild hängt, durch, das Bild setzt sich aus sechs einzelnen Bildkörpern zusammen.

Die gerade bei den Himmelsmotiven relativ illusionistische Malerei wird dadurch “desillusioniert”, klar als ein Medium verdeutlicht. Doch ist dafür „dort“ – ein anderer Bildtitel – eine für sich stehende, auf sich als Bildoberfläche verweisende Realität der Farbwelten, in zwei kontrastierende Bildhälften geteilt.

Unterschiedliche haptische Qualitäten, Verdichtungen und Oberflächenspannungen lassen in „dort“ das Bild als Objekt sichtbar werden, nicht ein vorgetäuschtes „Fenster in die Welt“, sondern ein künstlich gestaltetes Kunstwerk.

Die Verbindung zu den elektronischen, verschliffenen, unscharfen Bildern eines durchsausenden Videobildes sind im „Suchlauf“ offensichtlich – wie in „en plein air (II)“ von 2007 die Umsetzung der Grundidee der Impressionisten, die Erscheinung der Welt im Licht, also die Oberfläche der Dinge als Bildthema zu wählen.

Bettina Rave geht da auch wieder einen Schritt weiter: sie gestaltet ihre Bilder als Teile eines Ganzen.

Es wachsen 21 unterschiedlich kleine Bilder mit ähnlichem Motiv zu einem Ganzen der Wand, die wir aber nur in diesen 21 Ausschnitten sehen können: der Bilder-Fluß ist nach oben und unten, nach rechts und links erweitert und erweiterbar – ja „Into the red“ (auch 2007) wächst sogar um die Raumecke auf angrenzende Wände.

Die so zurückhaltend auftretenden Bilder von Bettina Rave sind nicht graue Theorie oder Worte, sondern sie hat den intellektuellen Diskurs in sinnlich visuelle Bilder umgesetzt. Sie hat damit eine der möglichen Formen für Tafelbilder des elektronischen Zeitalters geschaffen.

Ihr Werk bildet eine anregende Verbindung zwischen der überflutenden Medienwelt und der statischen Bildwelt. Es nimmt zwischen Medien und Malerei eine eigene Position ein. Ihre Bilder sind Ausschnitte einer neu gesehenen Realität, einer selbst geschaffenen Bildwelt: kraftvoll, wirksam und sensibel.