About / Texte / Wulf Herzogenrath

Zeit in Bildern

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Doch nicht nur der Konstruktivismus und die konkrete Kunst sind Anregungen für Bettina Rave, sondern auch die Malerei von Robert Ryman oder Agnes Martin, ja sie erwähnt selbst in den Gesprächen im Atelier die Anregungen der Bilder von Mark Rothko und Cy Twombly, sowie der Konzept-Kunst: bei den Schrift-Bildern, dieser eigentümlichen Symbiose von Bildraum und Sprachraum, von Buchstabe und Bildgrund (2013/14), sind es auf einem doppelt weißen Bildgrund die nur „halb“ weißen großen Buchstaben, die in der jeweiligen Orginal-Sprache Zitate zur Malerei wiedergeben, die Bettina Rave für bedeutend nicht nur für ihr Werk, sondern auch für das Betrachten von Malerei generell hält.

In einer hinter der ersten liegenden, braun erscheinenenden Schriftebene blickt man direkt auf die unbemalte Leinwand. Die verschiedenen Schichten der dünnen Lasuren lassen für den Betrachter auch den Prozess des Malens sichtbar werden.

Die Künstlerin hat viel experimentiert, um diese Einfachheit, ja eine minimale Bildsprache in Form und Farbe zu erreichen: für die Buchstaben wählte sie die klassische Helvetica, eine ruhige, klare Schrift.

Diese Schrift wurde zwar erst in den 1950er Jahren entwickelt, aber da sie eine formstrenge Weiterentwicklung früherer Schriften ist, hat sie eine zeitlose Anmutung, die wie keine andere klassische Elemente mit einer modernen Haltung verbindet.

Diese Buchstaben wurden geplottet und abgeklebt – und so hier älteste Formen wie Schriftbilder mit modernster Technik zu einer neuen kompakten Einheit verschmolzen.

Die wohl umfangreichste Werkgruppe sind die „Big Places“ (2011-14), wobei „groß“ auch die Dimensionierung des Ateliers von Bettina Rave mitbeschreibt, denn diese „großen“ Bilder sind im Format nicht größer die Schriftbilder (155 x 206 cm) – aber die Wirkung der Bildkompositionen geht jeweils über die Bildgrenzen hinaus auf die umgebende Wand und in den Raum.

Hier bezieht sie sich auf die All Over-Struktur der Malerei insbesondere seit Jackson Pollock. Man könnte aber auch an die Fotos denken, die die Welt in gleichmäßigen und doch so unterschiedlichen Maßstabs-Sprüngen wiedergeben: Aus dem Weltall bis in die kleinsten Zellen eines Menschen, erfunden von Kees Boeke 1954 als „Cosmic View – The Universe in Forty Jumps“ und populär geworden in dem Buch und später im Film der beiden Ray und Charles Eames „The Power of Ten“!

In den „Big Places“ glauben wir wiederum Medienbilder zu sehen, einzelne Pixel herausgezoomt mit Unschärfen an den Rändern – die VOR-Bilder gehen auf elektronische Bildzeilen zurück – und doch sehen wir konstruktivistische Kompositionen, ausgewogene Farbflächen als Malerei: Öl auf Leinwand.

Die waagerechten Felder sind unterschiedlich groß, als seien sie in Bewegung und über die Ränder ausstrahlend. Hier bezieht sich Bettina Rave wieder auf ihr eigenes Werk in den 90er Jahren, das ich oben beschrieben habe! Der Bildfluß, das Gehen und Kommen der Pixelfelder, die Zeilenstruktur des elektronischen Bildaufbaues hinter dem realen Bild – alles dies ist im wahrsten Sinne des Wortes in ihren Bildern reflektiert.

Zeit in Bildern

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Doch nicht nur der Konstruktivismus und die konkrete Kunst sind Anregungen für Bettina Rave, sondern auch die Malerei von Robert Ryman oder Agnes Martin, ja sie erwähnt selbst in den Gesprächen im Atelier die Anregungen der Bilder von Mark Rothko und Cy Twombly, sowie der Konzept-Kunst: bei den Schrift-Bildern, dieser eigentümlichen Symbiose von Bildraum und Sprachraum, von Buchstabe und Bildgrund (2013/14), sind es auf einem doppelt weißen Bildgrund die nur „halb“ weißen großen Buchstaben, die in der jeweiligen Orginal-Sprache Zitate zur Malerei wiedergeben, die Bettina Rave für bedeutend nicht nur für ihr Werk, sondern auch für das Betrachten von Malerei generell hält.

In einer hinter der ersten liegenden, braun erscheinenenden Schriftebene blickt man direkt auf die unbemalte Leinwand. Die verschiedenen Schichten der dünnen Lasuren lassen für den Betrachter auch den Prozess des Malens sichtbar werden.

Die Künstlerin hat viel experimentiert, um diese Einfachheit, ja eine minimale Bildsprache in Form und Farbe zu erreichen: für die Buchstaben wählte sie die klassische Helvetica, eine ruhige, klare Schrift.

Diese Schrift wurde zwar erst in den 1950er Jahren entwickelt, aber da sie eine formstrenge Weiterentwicklung früherer Schriften ist, hat sie eine zeitlose Anmutung, die wie keine andere klassische Elemente mit einer modernen Haltung verbindet.

Diese Buchstaben wurden geplottet und abgeklebt – und so hier älteste Formen wie Schriftbilder mit modernster Technik zu einer neuen kompakten Einheit verschmolzen.

Die wohl umfangreichste Werkgruppe sind die „Big Places“ (2011-14), wobei „groß“ auch die Dimensionierung des Ateliers von Bettina Rave mitbeschreibt, denn diese „großen“ Bilder sind im Format nicht größer die Schriftbilder (155 x 206 cm) – aber die Wirkung der Bildkompositionen geht jeweils über die Bildgrenzen hinaus auf die umgebende Wand und in den Raum.

Hier bezieht sie sich auf die All Over-Struktur der Malerei insbesondere seit Jackson Pollock. Man könnte aber auch an die Fotos denken, die die Welt in gleichmäßigen und doch so unterschiedlichen Maßstabs-Sprüngen wiedergeben: Aus dem Weltall bis in die kleinsten Zellen eines Menschen, erfunden von Kees Boeke 1954 als „Cosmic View – The Universe in Forty Jumps“ und populär geworden in dem Buch und später im Film der beiden Ray und Charles Eames „The Power of Ten“!

In den „Big Places“ glauben wir wiederum Medienbilder zu sehen, einzelne Pixel herausgezoomt mit Unschärfen an den Rändern – die VOR-Bilder gehen auf elektronische Bildzeilen zurück – und doch sehen wir konstruktivistische Kompositionen, ausgewogene Farbflächen als Malerei: Öl auf Leinwand.

Die waagerechten Felder sind unterschiedlich groß, als seien sie in Bewegung und über die Ränder ausstrahlend. Hier bezieht sich Bettina Rave wieder auf ihr eigenes Werk in den 90er Jahren, das ich oben beschrieben habe! Der Bildfluß, das Gehen und Kommen der Pixelfelder, die Zeilenstruktur des elektronischen Bildaufbaues hinter dem realen Bild – alles dies ist im wahrsten Sinne des Wortes in ihren Bildern reflektiert.